Von der Hunte an die Ostsee -

Elsflether Studierende auf Fachexkursion zu maritimen Standorten in Mecklenburg-Vorpommern

Eine viertägige Tour führte knapp 20 Studierende des Fachbereichs Seefahrt und Logistik nach Rostock, Stralsund, Saßnitz und Mukran. „Um die Studium erworbenen Erkenntnisse um wertvolle Einblicke in die Praxis zu erweitern“ - so der Organisator und Betreuer der Exkursion, Prof. Dr. Falk von Seck. „Ich erinnere mich gut, wie wichtig mir als Student die Kontakte zu Unternehmen der Seeverkehrs- und Hafenwirtschaft waren. Erst diese Gespräche brachten mich damals auf die Idee, was für mich beruflich das Richtige sein könnte“.

Die Stationen der Exkursion lobt Paul Weber, Student im 4. Semester ILM und Absolvent des Moduls „Transportmanagement“: „Auf unserer Tour besuchten wir 10 Unternehmen und maritime Institutionen: Reedereien, Häfen, Produktionsstandorte maritimer Zulieferer. Eine super Chance, die theoretischen Inhalte der Lehrveranstaltungen zu vertiefen und in Diskussionen mit den Unternehmensvertretern neue, spannende Einsichten zu gewinnen.“

Mit großer Offenheit wurden wir beim Hersteller maritimer Krane, der Liebherr-MCCtec Rostock, empfangen. Ein Weltkonzern –inhabergeführt-, der auf seine Erfolge stolz sein kann und dabei zurecht auf das Engagement und die zuverlässige Arbeit seiner Mitarbeiter vertraut. Fachleute des Unternehmens stellten die logistischen Aufgabenbereiche vor und diskutierten Handlungsstrategien des Unternehmens in konkreten Krisensituationen. Wir erlebten zudem eine detaillierte Führung durch die gesamte Produktion.

Nicht minder spannend eine umfassende Führung bei Rostock-Port: Während die großen, nordwestdeutschen Häfen vom Container dominiert werden, lernten wir hier einen Mehrzweckhafen mit diversem Massengutumschlag und insbesondere mit Fährverkehren kennen. Am Fährterminal der Scandlines Deutschland GmbH präsentierte uns Herr Marko Möller als Vertreter der Rederei die eng getaktete Hafenzeit der Dänemark-Fähren: In lediglich 15 Minuten müssen alle Be- und Entlade-Vorgänge für Fahrzeuge und Passagiere abgeschlossen sein.

Was eine erfolgreiche Transformation vom ehemaligen Staatsunternehmen hin zu einem weltweit aktiven Player ausmacht, erfuhren wir bei der Reederei F. Laeisz: Im heutigen Portfolio des Unternehmens finden sich Shipmanagement-Aufgaben für diverse Marktsegmente inklusive Forschungsschifffahrt sowie Versicherungs-, Makler- und Finanzierungsdienstleistungen. Hanna Wohlers, Studentin im 4. Semester SHW meint: „Es war wirklich interessant zu erfahren, wie vielschichtig die Einsatzmöglichkeiten mit unserem Studienabschluss sind. Auch hier trafen wir auf ehemalige Absolventen aus Elsfleth.“

Am Morgen des dritten Tages grüßte schon von weitem die blaugraue Silhouette der „Volkswerft Stralsund“. Nach der Wende mit Geldern der Treuhandgesellschaft für den Vulkan-Konzern erbaut, steht die Schiffhauhalle heute weitgehend leer. Wiederholte Insolvenzen haben dem Standort arg zugesetzt – zuletzt Anfang 2022 die Zahlungsunfähigkeit des Werften-Konzerns „Genting Hongkong“ mit der auch hunderte Millionen Steuergelder verloren gingen. Heute befindet sich die Werft im Eigentum der Stadt Stralsund. Eine neue Zukunft als „Maritimer Industrie- und Gewerbepark Volkswerft“ ist vorgezeichnet. Für den Seehafen Stralsund eine seltene Chance und zugleich eine gewaltige Herausforderung, beide Unternehmen in ganzheitlichen Konzepten zu verknüpfen.

Vom Geschäftsführer des Seehafens, Herrn Sören Jurrat erfuhren wir, was es bedeutet, mit den Herausforderungen des Wandels umzugehen und sich als Mehrzweck-Hafen mit aktivem Umschlagsgeschäft stets neu erfinden zu müssen: Ganz gleich ob versiegende Güterströme der Wende-Zeit oder aktuelle Ladungsverluste durch Sanktionen des Osthandels. Und als wolle sie von besseren Zeiten schwärmen – strahlte uns an der Werftpier die (alte) Gorch Fock (I) in frischem Weiß entgegen. Nach einem knappen Jahr Werftzeit war sie erst vor wenigen Tagen wieder zu Wasser gelassen worden. 1933 in Hamburg bei Blohm+Voss als Segelschulschiff erbaut, blickt die Bark auf ein höchst bewegtes Schiffsleben zurück und wird heute vom „Tall Ship Friends e.V.“ als Museumsschiff betrieben.

Sehr lehrreich auch die Werftführung bei der Stralsunder Firma Ostseestaal. Ein Unternehmen, das nicht mehr nur auf Schiffsneubauten, sondern auch auf moderne Stahlkonstruktionen setzt. Ein Beispiel dafür konnten wir im Nationalparkzentrum auf der Insel Rügen später besichtigen und aktiv begehen: den Skywalk über den Klippen des Königsstuhls. Bei einer aufschlussreichen Führung durch den Hafen Mukran staunten wir über den Umfang der dort vorhandenen Gleis-Infrastruktur und wagten auch einen Blick auf das neue LNG-Regasifizierungsschiff an der Pier. Im Stadthafen Saßnitz empfing uns später der Kapitän des Boluda-Notschleppers „Bremen Fighter“ zu einem Bordbesuch. Die Besatzung verwöhnte uns zum Abschied mit fabelhaften Grillwürsten auf dem Achterdeck.

Ein echtes Highlight war der Besuch im Head-Office der AIDA Cruises am letzten Tag. Hier präsentierte uns ein Team von acht Experten der Unternehmensgruppe die vielfältigen Herausforderungen der Branche. Wir erfuhren von Nachhaltigkeits- und Personalstrategien ebenso wie vom Logistik-, Gäste- und Krisenmanagement. Der Besuch endet mit einer Einladung in die hauseigene Kantine, wo die Fachgespräche in informeller Atmosphäre bei geschmackvollem Essen fortgesetzt wurden.

Johannes Bethge, Master Student Maritime Management: „Eine gelungene Fachexkursion mit spannenden Einblicken in die maritimen Standorte Mecklenburg-Vorpommerns, die uns allen ausgezeichnet gefallen hat“.