Nathalie (Geoinformatik): Högskolan i Gävle, Schweden
Küste, Schnee und viel Wald: Im Wintersemester 2022/23 habe ich an der Hochschule Gävle (HiG) in Schweden studiert.
Gleich bei unserer ersten Exkursion auf eine kleine unbewohnte Insel in den Stockholmer Schären wusste ich, dass ich mit meiner Kurswahl die beste Entscheidung getroffen hatte. Mein Modulpaket „Nordic Ecology“ bestand aus vier Kursen zu alpinen, aquatischen und borealen Ökosystemen sowie zur Nachhaltigkeit. Ursprünglich hatte ich geplant, ganz reguläre Vorlesungen aus der Geoinformatik zu besuchen. Nachdem ich das Auslandssemester aufgrund von Corona nach hinten geschoben und in der Zwischenzeit meine gesamten Module an der Jade HS belegt hatte, entschied ich mich für etwas unkonventionellere Kurse in Gävle.
Wir waren fast jede Woche draußen und haben viele spannende Orte gesehen. Der Umgang mit den Lehrenden war sehr freundschaftlich. Da wir so oft zusammen unterwegs gewesen sind, kommt man natürlich auch vertiefter ins Gespräch. Sowohl inhaltlich als auch durch die Zahl der Exkursionen war es ein deutlicher Kontrast zu meinem üblichen Geoinformatik-Studium, andere Kurse der Hochschule ähneln sicherlich mehr den Modulen in Oldenburg.
Das schwedische Semester ist in zwei Abschnitte geteilt, in denen man unterschiedliche Kurse belegt. Somit hat man mehr Wochenstunden pro Modul, aber weniger zeitgleiche Kurse und Prüfungen. Die Abschlussprüfungen haben auch weniger Gewicht in der Gesamtwertung. Im Laufe des Semesters gibt es viele bewertete Pflichtaufgaben und die Note ergibt sich am Ende aus allen Leistungen. Das war ein bisschen ungewohnt.
Die Kursgrößen waren dagegen äußerst vertraut. Ich hatte um die zehn Kommilitonen, die Mehrheit auch aus Geo-Studiengängen. Wir haben uns direkt prima verstanden und viel gemeinsam in der Freizeit unternommen. Fast alle von uns waren internationale Studis. Die Studierendenvereinigung der Hochschule organisiert Events und Ausflüge, man lernt schnell alle möglichen Leute kennen.
Gävle ist eine kleine Stadt, hat aber eine Menge Angebote. Es gibt Sportvereine, ein Kino, Theater, Museen, Clubs und Bars, oder man unterstützt eines der lokalen Teams, die Eishockeyspiele waren ziemlich beliebt. Wer lieber draußen ist, hat Parks und Wälder zur Auswahl, man kann Kanufahren oder im Winter Skilaufen. Ich war persönlich gerne wandern.
Stadt und Umgebung sind sehr fahrradfreundlich, aber innerhalb des Ortes sind die meisten Ziele auch zu Fuß gut erreichbar. Ich habe im Studentenwohnheim direkt auf dem Campus gewohnt, das kann ich absolut empfehlen. Man ist schnell verwöhnt vom kurzen Weg zur Hochschule. Gävle ist toll gelegen, es gibt in der Region viel zu sehen, aber man ist auch an einem guten Ausgangspunkt für weitere Reisen.
Die beiden mehrtägigen Exkursionen zum Anfang und ganz am Ende des Semesters waren definitiv ein Highlight für mich. Bei der ersten haben wir die Berge nahe der norwegischen Grenze in den wunderschönsten Herbstfarben erlebt und eine windige Nacht im Zelt verbracht. Die zweite war gleichzeitig unsere Abschiedsfahrt und wir konnten nochmal ausgiebig durch den Schnee stapfen.
Insgesamt hat sich der Aufenthalt vollkommen gelohnt und ich kann mir auch gut vorstellen, später in Schweden zu arbeiten. Ich hatte vor meinem Auslandssemester einen Schwedisch-Kurs besucht, aber das ist keine Voraussetzung, man kommt allein mit Englisch problemlos zurecht. Da ich hauptsächlich internationale Kommilitonen hatte, konnte ich leider nicht so viel Schwedisch üben wie erhofft. Soll natürlich nicht heißen, dass ich mich über meine neuen Freundschaften beschweren möchte.
Ich würde ein Auslandssemester an der HiG an alle Studis weiterempfehlen, die prinzipiell Interesse an Skandinavien haben. Als Freemover muss man zwar ein wenig mehr Zeit für die Organisation einplanen, aber es zahlt sich aus. Für EU-Bürger ist das Studium in Schweden komplett kostenfrei und man bekommt einen einmaligen Einblick in ein beeindruckendes Land. Um die etwas höheren Lebenshaltungskosten zu finanzieren, lohnt sich auf jeden Fall die Bewerbung auf ein Stipendium. Ich wurde über PROMOS gefördert und das hat mir sehr geholfen.