Erfahrungsberichte
Wir bieten unseren Studierenden die Möglichkeit, für ein oder mehrere Semester im Ausland an einer unserer Partnerhochschulen zu studieren. Dabei können sie ihr Wissen in Bezug auf Architektur erweitern, mit internationalen Studierenden zusammenarbeiten und natürlich einzigartige Geschichten erleben.
Ein paar dieser Geschichten findet ihr in den Erfahrungsberichten auf dieser Seite.
Ein Semester in Volos // Griechenland
University of Thessaly 2025 // Merle Schlömer

Vorbereitung// Nachdem klar war, dass ich mein 5. Semester als ein Auslandssemester machen möchte, habe ich mich erkundigt, welche Länder überhaupt in Frage kommen. Da ich mich für ein Erasmussemester entschieden hatte, kommen natürlich nur Länder innerhalb der EU in Frage. Ich habe mich für ein Erasmus entschieden, da ich nicht all zu weit von zu Hause entfernt sein wollte und die Förderung innerhalb der EU viel stärker ist als außerhalb der EU. Ich wollte gerne in ein Land, in dem der Winter erst später anfängt und zugleich milder ist als in Deutschland.
Zum Schluss habe ich mich dann für Griechenland entschieden, doch welche Stadt? Da ich zuvor noch nicht in Griechenland war, viel eine Entscheidung diesbezüglich sehr schwer. Eine Studentin hatte zuvor in Volos ihr Auslandssemester gemacht und ich habe Kontakt zu ihr aufgenommen. Als sie mir dann erzählt hat, wie schön Volos ist und dass es die perfekte Größe für ein Auslandssemester hat, war ist sehr überzeugt. Ich habe noch ein paar Eigenrecherchen gestartet und mich dann auch für Volos entschieden.

Studium an der Gasthochschule // Das Studium an sich ist sehr entspannt. Die meisten Professoren sind sehr nett und hilfsbereit. Die meisten nehmen auch Rücksicht auf die englischsprachigen Studenten, leider aber nicht alle. So kam es einmal vor, dass ich einen Kurs nicht machen konnte und um wählen musste. Andere Professoren unterrichteten auch bilingual, jedoch wurde fast nur griechisch gesprochen und dann für drei Sätze englisch. Dadurch saß man viel herum und konnte dem Unterricht nicht ordentlich mitverfolgen. Es gab Kurse, wie den Akustikkurs und den Griechisch Kurs, die ich sehr gerne gemacht habe. Ein Kurs, „folding architecture“ gefiel mir gar nicht, da es dort nur darum ging, wie man am besten Papier falten kann und was man daraus interpretieren kann. Dieser Kurs war sehr künstlerisch und ich habe keinen Lernerfolg dadurch gespürt. Die Professorin in diesem Fach sprach auch fast nur griechisch. Des Weiteren besuchte ich einen Geschichtskurs, welcher interessant war und einen Städtebaukurs. Dieser Kurs war komplett auf Englisch und durch diesen lernte man die Stadt sehr gut kennen. Der Kurs behandelte die Flut, die Volos 2023 heimsuchte und wie man die Stadt und besonders die Universität vor einer erneuten Flut besser schützen kann.
Der Fachbereich Architektur wird dort sehr künstlerisch unterrichtet. Viele Anforderungen, die man aus Deutschland kennt, gibt es dort nicht. Kurz gesagt, das Leistungsniveau ist dort deutlich niedriger. Die Projekte, die ich dort gemacht habe, waren jedoch trotzdem interessant, hatten aber zum Teil keinen konkreten Bezug zur Realität. Ich habe einen Kurs besucht, in dem es um die Akustik im Raum geht. Solch einen Kurs hatte ich zwar schon in Deutschland, aber nicht in der Intensität, sodass man trotzdem noch neues Wissen erlangen konnte und das Gelernte nochmal auffrischen konnte. Die Griechen legen leider nicht sonderlich viel Wert auf Pünktlichkeit. Das bedeutet, dass man gerade zu Anfang des Semester nur Erasmusstudenten vor den Räumen sieht und sowohl die griechischen Studenten als auch der Professor erst über eine Stunde später auftauchen. Die Mensa ist nicht mit im Architekturgebäude. Sie befindet sich an einem anderen Campus, dieser ist aber nicht weit zu Fuß entfernt. Von meinem Apartment aus sogar nur zwei Minuten zu Fuß. Das schöne an der Mensa ist, dass sie komplett kostenlos ist, wenn du deinen griechischen Studentenausweis vorzeigst. Die Mensa hat von Montag bis Sonntag auf und es gibt Frühstück, Mittag und Abendessen. Hier kann man also ordentlich sparen.

Anreise und Unterkunft // Die Anreise verlief sehr entspannt. Ich bin von Düsseldorf direkt nach Volos geflogen. Tatsächlich hat Volos nämlich einen eigenen Flughafen, jedoch ist dieser nur saisonal geöffnet. Ich bin am 21.09 in Volos gelandet und hatte damit einen der letzten Flüge direkt in die Stadt.
Alternativen, um Volos anzufliegen sind die großen Nachbarstädte Thessaloniki oder Athen. Jedoch ist dies etwas anstrengender, da man von diesen beiden Städten erst einen Bus vom Flughafen zum Busbahnhof nehmen muss und von dort dann noch mehrere Stunde bis nach Volos unterwegs ist. Ich hingegen bin, als ich gelandet bin, direkt in den Bus in die Innenstadt von Volos gefahren. Ich war circa 30 Minuten unterwegs und musste nur 5€ bezahlen. Meine Unterkunft war eine Wohngemeinschaft mit drei anderen Erasmusstudenten. Die WG war nur zehn Minuten von dem Busbahnhof (KTEL) entfernt, sodass ich zu Fuß zu dem Apartment laufen konnte. Meine WG liegt in der Straße namens Thoukididou 2 und ich kann es sehr empfehlen, dort zu wohnen. Das Apartment war perfekt angebunden, bedeutet alles war fußläufig zu erreichen. Die Bewohner waren ebenfalls super, aber das ist natürlich von WG zu WG unterschiedlich. Allem in allem war das Apartment sehr sauber, hat eine große Dachterrasse und großzügige Zimmer mit gutem Mobiliar.

Alltag und Freizeit // Volos hat sehr viele schöne Ecken. Fangen wir mit der Stadt an sich an. Sie liegt direkt am Pagasitischen Golf, welcher in das Ägäische Meer mündet. Der Hafen der Stadt erstreckt sich in etwa über einen Kilometer direkt an der Stadt entlang. Eine Besonderheit ist die Verlängerung des Hafens durch einen betonierten Steg, der in etwa einen Kilometer auf das Meer hinausragt. Am Ende dieses Stegs befindet sich ein kleiner Leuchtturm. Auch hier können Schiffe anlegen, jedoch nur zur Festlandseite. Bei Nacht ist der Steg beleuchtet, bietet also einen schönen Weg zum Spazieren gehen. Atemberaubend wird es dann, wenn man das Ende des Stegs bei Dunkelheit erreicht hat und auf die Stadt und besonders die im Berg liegenden Dörfer schauen kann. Volos ist nämlich einseitig umgeben von einem Berg, dem Pilion. Die dortigen Dörfer, gerade Makrinitsa sind wunderschön. Von Makrinitsa hat man ebenfalls einen wunderschönen Ausblick auf Volos, denn das Bergdorf befindet sich 611m über dem Meeresspiegel.
In Makrinitsa, aber auch in dem etwas tiefer gelegenen Ort Portaria kann man sehr gut Essen und Kaffee trinken. Viele Griechen aus Volos fahren extra dafür den Berg hinauf, die Aussicht ist es aber auch wert. Des Weiteren hat Volos eine einzigartige Tsipouradiko-Kultur. Diese Restaurants haben sich auf Meerestiere spezialisiert, jedoch wird das Essen immer mit einem Tsipouro serviert. Tatsächlich steht der Schnaps, den man mit und ohne Anis bekommen kann, im Vordergrund. Der Schnaps wird serviert und dazu gibt es verschiedenste Beilagen. Das meiste ist aber etwas aus dem Meer, schmeckt aber auch vielen, auch denen, die keine großen Fischfans sind. Ist der Schnaps leer, wird eine neue Essensrunde gebracht und ein neuer Schnaps. Da Volos am Meer liegt, gibt es natürlich auch einen Strand, da kann ich aber empfehlen, den Strand hinter dem Pilion zu besuchen, da dieser am offenen Meer liegt und nicht wie in Volos in einer Bucht. Der Pilion ist ein sehr bewachsener, felsiger Berg. Es gibt eine Straße, die einen auf die Rückseite des Berges bringt. Diese ist sehr kurvig und man sollte aufmerksam fahren, die Aussicht ist aber unfassbar schön. Ab einem bestimmten Höhenmeterpunkt weiß man nicht mehr, wo Meer anfängt und Himmel aufhört. Auf der Rückseite des Berges gibt es, wie schon erwähnt, viele Strände und schöne Dörfer. Tatsächlich wurde an einem Strand dort, dem Damouchari Beach eine Filmszene von Mama Mia gedreht.
Die Strände sind definitiv einen Besuch wert. Außerdem befindet sich in Volos der direkte Hafen, um zu den Inseln Skiathos und Skopelos zu gelangen. Diese beiden Inseln sind die Hauptdrehorte des Filmes Mama Mia. Ich kann empfehlen, die beiden Inseln in einem Trip zu besuchen. Die Preise für die Fähre halten sich in Grenzen, da man seinen griechischen Studentenausweis vorzeigen kann und 50% Ermäßigung bekommt. Außerhalb von Volos, aber nicht weit entfernt, befindet sich Meteoras.
Das sind Felsformationen, die uralt sind. Auf ihnen befinden sich orthodoxe Klöster, die man besichtigen kann. Die Felsen befinden sich in einer drumherum sehr flachen Landschaft und sind recht hoch, es gibt aber eine Straße, um die Klöster zu erreichen. Meteoras ist eins meiner liebsten Orte in Griechenland. Es ist dort unglaublich schön, durch die Aussicht. Ein Auto in Volos zu mieten ist nicht teuer und kann ich sehr empfehlen. Man muss allerdings mindestens 23 Jahre alt sein. Ansonsten ist noch zu erwähnen, dass es eine große Fahrt gab, die jedes Semester durchgeführt wird. Bei uns ging es mit circa 300 Erasmusstudenten auf Corfu. Dort wurde sehr viel gefeiert und viele neue Kontakte geknüpft. Diese Reise ist ein „must have“. Egal, wen man fragt von meinen Freunden, jeder sagt, Corfu war das Beste im Erasmus und da kann ich nur zustimmen!
Ein Semester in Thessaloniki // Griechenland
Aristotle University of Thessaloniky 2025 // Maya Meyer

Vorbereitung // Den Entschluss, ein Auslandssemester zu machen, habe ich ziemlich spontan getroffen. Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, aber nie wirklich konkret geplant. Dann habe ich mich einfach beworben, weil ich Lust hatte, mal woanders zu studieren und neue Erfahrungen zu sammeln. Thessaloniki hat mich gereizt, weil es eine lebendige Stadt mit viel Geschichte und einer tollen Lage am Meer ist. Zudem hatte ich gehört, dass das Leben dort günstiger sein soll als in anderen Erasmus-Städten.
Die Bewerbung für das Erasmus-Programm war unkompliziert. Ich musste ein paar Formulare ausfüllen und mich für Kurse an der Gastuniversität entscheiden. Die Beratung durch die griechischen Dozenten vorab per E-Mail war nett, aber nicht besonders hilfreich. Einen Sprachkurs habe ich nicht gemacht, weil ich mir dachte, dass ich mit Englisch gut klarkomme. Mit der Vorbereitung habe ich erst wenige Monate vor dem Semesterstart begonnen. Eine Wohnung habe ich erst drei Wochen vor meiner Abreise über eine Kontaktperson gefunden.

Studium an der Gasthochschule // Das Studium war ziemlich anders als in Deutschland. Die Atmosphäre war locker, aber auch ein bisschen chaotisch. Viele Kurse haben erst mit Verspätung angefangen, und die Organisation war nicht immer die beste. Ich musste meine Kurse vorab auswählen, aber es gab in den ersten Wochen noch die Möglichkeit, etwas zu ändern. Das Kursangebot war interessant, aber vieles wurde auf Griechisch unterrichtet. Zum Glück war meine Projektgruppe bereit, für mich auf Englisch zu sprechen, sonst hätte ich nicht viel verstanden. Die Professorin sprach weitestgehend auf Griechisch.
Die Vorlesungen waren oft langatmig, aber es gab viele Gruppenarbeiten. Ich habe mich für ein Fach entschieden, das eigentlich für ein höheres Semester gedacht war, aber ich konnte gut mithalten. Insgesamt war der akademische Anspruch nicht so hoch, wie ich erwartet hatte, und ich habe weniger neuen Input mitgenommen als erhofft.

Anreise und Unterkunft // Ich bin mit dem Flugzeug nach Thessaloniki gereist. Der Flug war unkompliziert, aber als ich ankam, musste ich erstmal herausfinden, wie ich in die Stadt komme. Öffentliche Verkehrsmittel sind in Thessaloniki nicht besonders zuverlässig, also habe ich mir ein Taxi genommen.
In der Stadt habe ich mich meistens zu Fuß bewegt, weil alles gut erreichbar war. Busse habe ich nur selten genutzt, weil sie oft unpünktlich waren. Ein Fahrrad habe ich mir nicht zugelegt, da Thessaloniki ziemlich hügelig ist und die Straßen nicht besonders fahrradfreundlich sind.
Meine Unterkunft war ein Glücksgriff. Ich habe sie erst drei Wochen vor der Abreise über eine Kontaktperson gefunden – eine schöne große Wohnung im alten Stadtzentrum, mit Meerblick und den schönsten Sonnenuntergängen. Ich habe allein gewohnt, was mir gut gefallen hat.

Alltag und Freizeit // In meiner Freizeit habe ich die Stadt erkundet, mit Freunden in Cafés gesessen oder Sport gemacht. Thessaloniki hat unglaublich viele Cafés, und es ist ganz normal, stundenlang dort zu sitzen. Besonders gut gefallen haben mir die lokalen Märkte mit frischen Lebensmitteln und die Restaurants mit traditionellem griechischem Essen.Sehenswürdigkeiten gibt es auch viele vom Weißen Turm über die alten osmanischen und byzantinischen Kirchen bis hin zu den schönen Plätzen und Promenaden am Meer.
Ich habe auch einige Ausflüge gemacht, zum Beispiel nach Kavala und zu den Pozar-Bädern, die mich allerdings nicht besonders begeistert haben. Athen hingegen hat mir sehr gut gefallen.
Das Nachtleben in Thessaloniki ist lebendig, mit vielen Bars und Clubs. Die Preise waren ähnlich wie in Deutschland. Sportlich gab es auch einige Angebote, ich habe zum Beispiel einen Pilates-Kurs von meinem Fitnessstudio besucht. Die Gruppen waren klein mit nur fünf Personen, die Atmosphäre war angenehm, und die Trainer haben extra für mich auf Englisch oder Deutsch gesprochen.