Nachhaltigkeitsstrategien für den FB Architektur

Im Rahmen des Wahlpflichtkurses „Die grünen Zwanziger – Nachhaltigkeitsstrategien für den Fachbereich Architektur“ haben wir versucht, die CO2-Emissionen des Fachbereichs zu ermitteln. Entstanden sind überraschende Ergebnisse, ein paar Graphiken, ein Bericht und ein Maßnahmenkatalog.

Aufgrund einer studentischen Initiative im Rahmen der AG Nachhaltigkeit am Fachbereich Architektur entstand die Idee, zunächst die tatsächlichen CO2-Emissionen zu erheben, um die Ideen für eine nachhaltigere Hochschule besser verorten zu können. Insgesamt haben sich 15 Studierende aus dem Bachelor- und Masterstudium Architektur mit den selbstbestimmten Themen Gebäude, Mobilität, Exkursionen, Modellbau, Mensaessen, Fleischkonsum und Abfallaufkommen beschäftigt.  Es mussten jeweils die Systemgrenzen und die Bilanzierungsmethodik festgelegt werden. Die vorhandenen Daten aus der Hochschulverwaltung wurden mit Umfrageergebnissen und statistischen Daten ergänzt.

Am Fachbereich Architektur studieren derzeit 456 Personen und es sind 47 Lehrende (inkl. der Lehrbeauftragten) beschäftigt. Das ergibt einen CO2-Ausstoß von 1,4 t pro Kopf nur alleine für den Alltag an der Hochschule. Durchschnittlich benötigte 2018 eine Person in Deutschland 10,7 t pro Kopf und Jahr. (Quelle: eurostat -Treibhausgasemissionen pro Kopf) Damit entfallen bereits ca. 13 % auf die Zeit an der Hochschule. Die verbleibenden 9,3 t CO2 entstehen im privaten Bereich durch Nahrungsmittel, Verkehr, Wohnen, sonstige Produkte und Dienstleistungen. (Quelle: Statistisches Bundesamt) Nicht einbezogen in die aktuelle CO2-Bilanzierung der Jade HS sind dabei 0,9 t CO2, die durch den digitalen Konsum verursacht werden. (Quelle: Öko-Institut)  Die Zielsetzung der Bundesregierung für 2050 geht im Innovationsszenario von weniger als 1t CO2 insgesamt pro Kopf aus.  (Klimaschutz in Zahlen Fakten, Trends und Impulse deutscher Klimapolitik, Umweltbundesamt 2018)

Mobilität

Den größten Anteil an den CO2-Emissionen des Fachbereichs hat die Mobilität mit 1,1 t CO2 pro Kopf und Jahr. Das entspricht einem Anteil von 77 % der Gesamtemissionen. Hauptursache ist das tägliche Pendeln mit dem Auto von 30% der Studierenden. Als Grund wird die Zeitersparnis genannt. Im Gegensatz dazu kommen 1/3 mit dem Fahrrad und weitere 30% nutzen mehrmals wöchentlich das Semesterticket für den öffentlichen Nahverkehr.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Mobilität sind in einem kurzen Bericht zusammengefasst.

Konsum - Mensa

Wenig Tellerrücklauf Nachdem wir die ersten Informationen ausgewertet haben, fiel uns auf, dass die Mengen der Tellerrückläufe und der Mensaessenreste weniger sind als zuvor von uns angenommen. Pro Tag werden durchschnittlich 17,8 kg an zubereiteten Speisen nicht ausgeteilt und somit entsorgt, zusätzlich werden ca. 4,6 kg Essensreste durch Tellerrückläufe weggeschmissen. Das sind ca. 17% des ausgegebenen Essens. 

Regionale Produkt Die Auswertung der Wareneinkäufe gab uns Auskunft über die Mengen und Herkunft der Produkte. Dabei ist aufgefallen, dass im Durchschnitt ca. 39% der regional erwerbbaren Lebensmittel auch wirklich regionaler Herkunft sind. Während unserer Recherchen mussten wir allerdings feststellen, dass regionale Produkte nicht unbedingt CO2-ärmer sind als nicht regionale Produkte. Als Beispiel: Tomaten nicht regionaler Herkunft haben einen CO2-Wert von 0,77 pro Kilogramm. Wiederum Tomaten regionaler Herkunft haben einen CO2-Wert von 2,92 pro Kilogramm. Aufgrund von fehlenden Informationen über regionale Produkte haben wir in unserer Berechnung mit CO2-Durchschnittswerten gerechnet.  

Artgerechte Haltung Das Schweine- und das Rindfleisch kommt bereits zum größten Teil aus artgerechter Haltung. Hingegen sind 45 % des gesamtem Fleischkonsums Geflügelfleisch, das bisher nicht aus artgerechter Haltung kommt.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Mensa wurden in einem Bericht zusammengefasst. Das Thema Fleischkonsum wurde noch einmal extra separat betrachtet und dokumentiert.
 

Konsum - Modellbau

Die Datensammlung der Emissionen aus dem Internet war sehr mühsam und ist auch zum jetzigen Zeitpunkt noch lückenhaft. Von der Hochschule gab es keine Daten zum Materialverbrauch. Die Ergebnisse vom Fragebogen konnten den ungefähren Verbrauch durch gezielte Fragen der Studierenden an der Hochschule zeigen: Es werden in einem Semester auf 456 Studierende ungefähr ca. 2030 Bögen Finnpappe, 1548 Bögen Graupappe, 1117,2 m² Styrodur, 451,22 m² Holz (MDFPlatten), 3917 Holzstäbe und 277,248 m² Plexiglas verbraucht. Umweltbewusstes Denken ist unter den Studierenden und Lehrenden da. Eine Resteschublade würde von ca. 90% der Studierenden angenommen werden. Die meisten Lehrenden würden diese unterstützen, wenn die neuen Modelle nicht darunter leiden. Eine weitere Maßnahme wäre die Kennzeichnung von ressourcenschonenden Materialien beim Kauf, z.B. im Asta-Shop. Insgesamt werden durch den Modellbau 4 Tonnen CO2 produziert, im Wesentlichen durch die Verwendung von Styrodur und Plexiglas.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Modellbau und dem Verbrauch der Materialien wurden in einem kurzen Bericht festgehalten.

Konsum - Müll

Neben den CO2-Emissionswerten in kg wurden auch die Verbrauchswerte vom Papier sowie das Müllaufkommen in kg erfasst. Wir standen unter anderem in Kontakt mit dem Gebäudemanagement der Jade Hochschule, als auch mit der Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg. Die CO2-Emissionswerte sind über die Quellen des Umweltbundesamtes ermittelt worden. Die Unwissenheit der Kontaktpersonen über die Weiterverwertung des Mülls nach der Abholung am Standort zeigt, dass das Thema Müllverwertung bisher kaum Interesse weckt. Im gewerblichen Bereich wird Plastikmüll anders behandelt als im privaten Bereich. Laut Auskunft gibt es den Begriff "gemischte gewerbliche Abfälle" oder "Abfälle zur Verwertung" - diese umfassen sowohl Plastik- als auch Restmüll oder Anteile, die im Privathaushalt evtl. dem Sperrmüll zuzuordnen wären. Somit ist es schwierig, getrennte Werte für die jeweilige Müllsorte anzusetzen.

Der Fragebogen hat folgende Erkenntnisse aufgezeigt: 

• Ganze 72,6% der Studierenden nutzen bereits Papiermüllreste, zu Beispiel zum Skizzieren.  
• Die Studierenden des Fachbereichs verwenden größtenteils nicht mehr als 20 Blätter Papier pro Woche. 
• 4% der Studierenden plotten mehr als 15x pro Semester, der Rest weniger. Das Bewusstsein über den Papierverbrauch scheint vorhanden zu sein, der „Zwang“ zum Ausdruck für Korrekturgespräche und Abgabepläne scheint den Weg zur Reduktion vom Papierverbrauch zu erschweren.
• Des Weiteren hat die Recherche unabhängig vom Fragebogen ergeben, dass beim Einkauf von Papier nicht auf Recyclingpapier gesetzt wird. Der Anbieter führt kein ÖkoZertifikat. 
• Bei der Befragung der Lehrenden ist bedeutend, dass 12% mehr als 200 Blätter Papier im Semester an Studierende aushändigen. Dieser Wert muss drastisch sinken. Der Anteil der Lehrenden, die digitale Korrekturen und Abgaben strikt verneinen und für unmöglich sehen, ist mit 26,9% hoch. Eine weiterführende Recherche müsste die Ursache dessen aufdecken. 
• Die Mülltrennung funktioniert aus Erfahrung nicht optimal. Es gibt zwar genügend Mülleimer zur Mülltrennung, aber auch ein zweites Eimersystem, das den Müllproduzenten zur Vermischung des Mülls anregt. Das könnte der Grund sein, dass 0,7% der Studierenden angeben, nicht auf Mülltrennung während ihres Aufenthalts in der Fachhochschule zu achten.

Die Ergebnisse zum Thema Müll sind in einem Bericht zusammengefasst.

Gebäude

Überraschenderweise lag der CO2-Ausstoß der Gebäude hinter den Emissionen, die durch Mobilität und Konsum verursacht werden. Es wurden mittels der Software „Energieberater 18599 3D Plus“ von Hottgenroth der Energiebedarf und die daraus abgeleiteten Emissionen für die Gebäude Ofener Str. 15 (ZA), Ofener Str. 16 und den Lichthof (angenommen mit ¼ der Gebäudefläche) berechnet. Da die Hochschule mit Ökostrom versorgt wird, wurde der Strombedarf vernachlässigt und nur der Wärmebedarf bilanziert.

Detaillierte Angaben zum Bereich Gebäude wurden in einer Präsentation festgehalten.

Maßnahmenliste

Alle Ergebnisse wurden in einem Endbericht des Seminars zusammengefassst.