Perspektiven aus und auf Urban Design

Online-Vortragsreihe für Studierende, immer Mittwochs von 16:15-17:45

Akteur_innen aus dem Kontext der transformativen Stadtplanung und -forschung eröffnen Einblicke in ihre vielfältigen Perspektiven auf Stadt, Land und Raum. Vorgestellt und diskutiert werden Methoden zur Erforschung von Stadt, kollektive Gestaltungsprozesse, pflegewissenschaftliche „Caring Community“-Ansätze, inklusive Mobilitätskonzepte, Aushandlungsprozesse zum immateriellen Kulturerbe und Entwicklungspotentiale ländlicher Räume. Die Online-Vortragsreihe richtet sich insbesondere an Studierende der Bachelor- und Masterstudiengänge Urban Design als Ergänzung zu den Lehrveranstaltungen im Curriculum. Organisiert wird die Reihe von Prof. Dr.-Ing. Julia von Mende, Jannik Freese, Moritz Kügler, Bente Michaelsen und Pauline Nitzsche

Teilnahme über Moodle-Kurs: https://moodle.jade-hs.de/moodle/course/view.php?id=15181
Termine jeweils Mittwoch 16:15-17:45 Uhr

 

09.10.24: Gast-Prof. Dr. Dagmar Pelger, Uni Kassel
On Mapping ... als Beschreibung von, Weiterschreibung an und Selbsteinschreibung in urbane Raumproduktionen

Mapping wird dann als kritische Kartierung wirksam, wenn die Zeichensysteme als befragende und hinterfragende Instrumente eingesetzt werden, um den zu untersuchenden, repräsentierenden und vermittelnden Raum neu zu vermessen. In jeder Neuvermessung des Raums liegt eine Bewertung und Unterscheidung und damit eine Projektion dessen, was der Raum sein könnte oder sein soll – für die Kartierenden und alle daran Beteiligten oder darin Bedachten. 

Dagmar Pelger (Gast-Prof Dr.-Ing.) ist Architektin und Teil von coopdisco Berlin, eine Kooperative von Architekt:innen, die vergemeinschaftende Projekte von Landschaft bis Möbel untersucht und umsetzt. Derzeit lehrt und forscht sie als Gastprofessorin für Nachhaltige Städte und Gemeinden / Theorie an der Universität Kassel zu Mapping als kooperatives Recherche- und Entwurfswerkzeug und Spatial Commons als kooperativer Planungsmodus.

 

06.11.24: Dr. Agnes Katharina Müller, TU Berlin
Urbane Mobilität und Soziale Inklusion

Der Vortrag untersucht die Wechselwirkungen zwischen Stadtgestaltung und Mobilität, mit besonderem Fokus auf sozialer Inklusion. Welche Rolle spielt Mobilität innerhalb der Gesellschaft und für die Planung? Wie können Mobilitätsstrategien und Urban Design den sozialen Zusammenhalt fördern? Es wird erörtert, wie die Gestaltung öffentlicher Räume, sowie nachhaltiger Verkehrsstrategien die Teilhabe benachteiligter Gruppen stärken und Städte lebenswerter und gerechter gestalten können.

Agnes Katharina Müller (Dr.-Ing.) ist Architektin und Stadtforscherin in Berlin. Ihr erstes Buch, „Coworking Spaces: Urbane Räume im Kontext flexibler Arbeitswelten“ untersucht die Entstehung von Coworking Spaces und flexiblen Arbeitswelten in Berlin. Zu ihren weiteren Forschungsinteressen gehören Urban Commons, inklusive Stadtentwicklung und urbane Mobilität. Agnes lehrt in den Studiengängen Urban Design und Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin und koordiniert den dualen Masterstudiengang „Urban Planning and Mobility“ der TU Berlin mit der Universidad de Buenos Aires.

 

13.11.24: Marie Enders, Deutsche UNESCO-Kommission, Geschäftsstelle, Leitung Immaterielles Kulturerbe
Immaterielles Kulturerbe – Argumentationsgrundlage für Aushandlungsprozesse zwischen Kultur- und Bodenpolitik?

Immaterielles Kulturerbe versteht sich als kulturelle Ausdrucksform, die der nachhaltigen Entwicklung zu trächtig ist, über drei Generationen weitergegeben wurde und in der Gesellschaft verankert ist. Sei es die Idee des Genossenschaftswesens, die Handwerkstechnik der Dombauhütte, das Narrativ des Rattenfängers von Hameln oder die Berliner Technokultur – sie alle sind im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes als eine von 150 Kulturerbeformen eingeschrieben. Instrumente und Räume, die für das Praktizieren des Immateriellen Kulturerbes von Nöten sind, sind in der Begriffsbestimmung, wenn auch untergeordnet, inbegriffen. Anders als bei etablierten Verträglichkeitsstudien zum materiellen Welterbe gibt es jedoch keine bewehrten Werkzeuge oder Methoden für kultur- und bodenpolitische Aushandlungsprozesse des immateriellen Kulturerbes. Im Vortrag soll daher der Frage nachgegangen werden, welche Wirkung die Einschreibung in das Bundesweite Verzeichnis für die Verräumlichung von immateriellem Kulturerbe hat. Liegt in der derzeitigen untergeordneten Verräumlichung des Immateriellen ein schlummerndes Potential? Welche Folgeprozesse und Verantwortlichkeiten könnten aus einer anderen Gewichtung erwachsen?

Marie Enders ist Stadtforscherin. Nach ihrem Studium der Architektur an der RWTH Aachen und der ETH Zürich war sie am UNESCO-Chair für Kulturerbe und Städtebau an der RWTH Aachen stadtforschend und lehrend an der Schnittstelle zu kulturanthropologischen Fragestellungen tätig. In ihrem Promotionsvorhaben mit dem Titel „Der Dritte Ort als Referenz“ setzt sie das Verhältnis von Raum und immateriellem Kulturerbe, mit dem Ziel Austragungsorte gelebter Alltagskultur zu beleuchten, in Beziehung zueinander. Seit 2024 leitet sie die Geschäftsstelle Immaterielles Kulturerbe bei der Deutschen UNESCO-Kommission.

 

27.11.2024: Sebastian Klawiter, StudioSebastianKlawiter/ Stadtlücken e.V./ TU München
Nicht alleine – Idee kollektiver Gestaltung

Ausgehend von seinen Erfahrungen aus unterschiedlichen Praxisfeldern im Bereich der Stadtgestaltung berichtet Sebastian Klawiter (StudioSebastianKlawiter/ Stadtlücken e.V./ TUM) von seinen Erfahrungen und Arbeitsweisen in unterschiedlichen Konstellationen. Welche Herausforderungen und Chancen birgt die Arbeit in einer Gruppe? Wie wird die Rolle individueller und gemeinschaftlicher Kreation in der gegenwärtigen und zukünftigen Gestaltung beleuchtet. Verschiedene Methoden und Prinzipien der künstlerischen Praxis – sowohl kollaborative als auch kooperative – werden vorgestellt und gemeinsam diskutiert.

Sebastian Klawiter ist Architekt, Innenarchitekt (ByAK), Schreinermeister und Forscher. Gemeinsam mit seinem Studio forscht und entwirft er in verschiedenen Konstellationen auf unterschiedlichen Maßstabsebenen im Grenzbereich zwischen Architektur, Handwerk, Urban Design, Kunst und Kulturarbeit. Er ist einer der Initiatoren des Kollektivs Stadtlücken e.V. und aktives Gründungsmitglied. Seit 2016 ist er in Forschung und Lehre an verschiedenen Hochschulen tätig und war im Wintersemester 2019/2020 gemeinsam mit Hanna Noller Gastprofessor in der Klasse für Entwerfen, Architektur und Design an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. 2020/ 2021 untersuchte er als Stipendiat der Akademie Schloss Solitude (Bereich Architektur), unter dem Arbeitstitel „Ist der Außenraum der Innenraum der Stadt – vom einrichten von Stadt.”, wie wir uns im öffentlichen Raum einrichten bzw. eingerichtet haben, ihn um-/ nutzen und wie sich räumliche Situationen, Narrative und Atmosphären dadurch verändern. Aktuell ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU München, Lehrstuhl Prof. Mark Michaeli, Sustainable Urbanism. 

 

11.12.24: Prof. Dr. Susanne Fleckinger, Jade Hochschule Oldenburg
Caring Community – ein pflege- und gesundheitswissenschaftlicher Ansatz als Perspektive für eine Gesellschaft des längeren Lebens. Betrachtungen im Kontext von Hospizarbeit und Palliative Care

Der Vortrag thematisiert die Zusammenarbeit von Care-Professionals, z.B. Pflegefachpersonen, und Ehrenamtlichen in der Hospiz- und Palliativarbeit. Ergebnisse der qualitativen Studie zeigen unter-schiedliche Wahrnehmungen beider Gruppen hinsichtlich ihrer wechselseitigen Ergänzung. Das Verhältnis von Ehrenamt und Hauptamt ist für alle Beteiligten von zentraler Bedeutung. Aus den Befunden werden Empfehlungen für die Praxis abgeleitet, die auf pflegewissenschaftliche „Caring Community“-Ansätze im Sinne einer kommunalen Sorgekultur Bezug nehmen.

Susanne Fleckinger (Prof. Dr. phil.)  ist seit 1. September 2022 Professorin für Pflegewissenschaft und Studiengangsleitung an der Jade Hochschule in Oldenburg, zuvor Professorin für Pflegewissenschaft an der hochschule 21 in Niedersachsen, Pflege- und Gesundheitswissenschaftlerin an der Universität Bremen (Aufbau des berufsbegleitenden interdisziplinären Masterstudiengangs M.A. Palliative Care sowie Universitätslektorin im B.A.-Studiengang Public Health/Gesundheitswissenschaften). Sie studierte Pflegewissenschaft und Gesundheitswissenschaften an der Universität Bremen sowie Soziale Kohäsion an der Hochschule Emden und promovierte an der Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung der Universität Klagenfurt | Wien Graz im Institut für Palliative Care und Organisationsethik in Wien zum Thema „Hospizarbeit und Palliative Care – Das wechselseitige Arbeitsverhältnis von Ehrenamt und Hauptamt in den Settings von Palliative Care“. 
In Forschung und Lehre liegen die Schwerpunkte von Prof. Dr. Fleckinger, die seit 2023 auch Ombudsperson der Jade Hochschule ist, in den Bereichen reflexive Professionalisierung, empirische Pflegeforschung (qualitative Methoden), theoretische Grundlagen der Pflege, Gesundheitsförderung und Prävention sowie in der Zusammenarbeit von Pflegenden mit anderen Berufsgruppen und zivilgesellschaftlich Engagierten in Palliative Care, Hospizarbeit und Community Care. Seit 2018 ist Prof. Dr. Fleckinger im Vorstand des Hospiz- und PalliativVerbands Bremen aktiv und seit 2022 Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbands.

 

22.1.2024: Prof. Dr. Ines Lüder, HAWK Hildesheim
Gestaltungsnotwendigkeit und Transformationspotenziale in ländlichen Räumen

Welche Zukünfte können wir für ländliche Räume imaginieren? Angesichts von gravierenden Transformationsprozessen wird in dem Vortrag zunächst die Notwendigkeit für die Gestaltung von Gebäuden, Siedlungen und Kulturlandschaften verdeutlicht. Als hilfreiche Grundlage für Entwurf und Planung in ländlichen Räumen werden neue Konzepte dargelegt. Zudem werden Potenziale des Baubestandes in einer regionalen Perspektive beleuchtet und es wird eine neue Lesart von historischen Gebäuden vorgestellt.

Ines Lüder (Prof. Dr.-Ing.) ist Architektin und Professorin für Städtebau, Regionales Bauen und Entwerfen an der HAWK Hildesheim. Sie studierte und lehrte an Universitäten in Braunschweig, Berlin und Hannover und war im BMBF-Forschungsprojekt »Regiobranding – Branding von Stadt-Land-Regionen durch Kulturlandschaftscharakteristika« beschäftigt. Ihre Promotion wurde durch das Programm »Dörfer in Verantwortung – Chancengerechtigkeit in ländlichen Räumen sichern« gefördert.