Erfahrungsberichte
Wir bieten unseren Studierenden die Möglichkeit, für ein oder mehrere Semester im Ausland an einer unserer Partnerhochschulen zu studieren. Dabei können sie ihr Wissen in Bezug auf Architektur erweitern, mit internationalen Studierenden zusammenarbeiten und natürlich einzigartige Geschichten erleben.
Ein paar dieser Geschichten findet ihr in den Erfahrungsberichten auf dieser Seite.
Ein Semester in Wellington // Neuseeland
Victoria University of Wellington 2019 // Heinrich Blaß
Vorbereitung // Für die Wahl meiner Auslandsuniversität war mir zum einen wichtig, dass Englisch die Unterrichtssprache sein sollte und zum anderen, dass ein breites Angebot an Modulen im Bereich „nachhaltiges Bauen“ angeboten werden sollte. Bei meinen anschließenden Recherchen stieß ich auf die deutsche Organisation „Gostralia www.gostralia.de“. Sie bietet ein riesiges Serviceangebot und unterstützt Studierende, die gerne in Australien, Neuseeland und Südostasien studieren möchten und ist nicht nur kostenlos, sondern hilft den Studierenden auch durch zahlreiche Stipendien. Durch Gostralia habe ich schließlich die Victoria University of Wellington (VUW) in Neuseeland gefunden und mich für diese entschieden. Dabei war der Bewerbungsprozess sehr einfach, da ich mich über die Homepage von Gostralia exzellent informieren konnte und sich die Organisation, nach dem Erhalt meiner Bewerbung, um alles Weitere gekümmert hatte. Nach dem Erhalt meiner Zusage von der VUW, musste ich schlussendlich nur noch mein Studentenvisum beantragen und mir ein Flugticket besorgen. Für eine gute und entspannte Vorbereitung und Recherche ist ein Semester Vorlaufzeit zu empfehlen.
Studium an der Gasthochschule // Ein Studienjahr an der VUW in Neuseeland unterteilt sich in drei Trimester, wobei das dritte Trimester hauptsächlich für Abschlussarbeiten und Praktika genutzt wird und als Semesterferien angesehen werden kann. Wellington liegt am südlichen Ende der Nordinsel und ist die Hauptstadt von Neuseeland. Dementsprechend ist die VUW die Hauptstadtuniversität (21.000 Studis) und bietet somit ein umfangreiches Studienangebot sowie zahlreiche Aktivitäten auf und um den Campus. Die Universität umfasst drei Campi, wobei der Architekturcampus im Herzen der Altstadt, unmittelbar an einer beliebten Fußgängerzone befindet. Die Architekturfakultät der VUW ist in vier Bereiche (Architektur, Landschaftsarchitektur, Innenarchitektur und Gebäudewissenschaften) unterteilt, welche jeweils einen eigenen Studiengang repräsentieren. Aber obwohl es sich um vier unabhängige Studiengänge handelt, haben alle Studiengänge dasselbe Grundjahr und arbeiten auch danach eng zusammen. Des Weiteren verfügt die VUW über eine hervorragende technische und räumliche Ausstattung. Darüber hinaus war es durch diesen strengen Lockdown, der Mithilfe der Bevölkerung und des Schließens der Grenzen möglich, das Virus in Neuseeland zu beseitigen, sodass die VUW im zweiten Trimester wieder uneingeschränkt genutzt werden konnte und NZ seit dem als eines der wenigen Corona-Freien Länder der Welt gilt. Der Unterricht war in Vorlesungen, Korrekturen und Präsentationen unterteilt, wobei der Unterricht nie vor 9 Uhr morgens begann und nach dem Lockdown sowohl Präsenz als auch Online-Vorlesungen und Korrekturen möglich waren, sodass man individuell entscheiden konnte, ob man heute in die Uni geht oder sich die aufgenomme Vorlesung abends um 10 Uhr ansieht.
Anreise und Unterkunft // Die Anreise erfolgte per Flugzeug über Hongkong nach Auckland und nach einem kurzen Aufenthalt dort, mit dem Zug weiter nach Wellington, um keinen Inlandsflug nutzen zu müssen. Da ich bereits Mitte Februar nach Neuseeland eingereist bin und es dort, bis dato, keine oder kaum Corona-Fälle gab, war die Einreise mit einem Studentenvisum diesbezüglich unproblematisch.
Vor Ort in Wellington hatte ich dann begonnen, mir über Facebook und dem Black Board der VUW eine WG zu suchen, was auch relativ gut und schnell funktioniert hatte. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass Wellington als Hauptstadt im Mietbereich relativ teuer ist.
Meine WG war wie der Architekturcampus in der „Altstadt“, sodass ich sehr kurze Wege zum Campus, zur Innenstadt sowie zu den meisten Highlights der Stadt hatte. Die Stadt ist sehr vielseitig und hat eine schöne Lage direkt am Meer. Allerdings ist es in Wellington auch immer sehr windig, wodurch die Stadt den Spitznamen „windy city“ erhalten hatte. Teilweise ist es dort so windig, dass das Haus gewackelt und ich mein erstes Erdbeben in NZ anfangs für den starken Wind gehalten hatte. Daher liegt auch ein großer Schwerpunkt der Architektur in Wellington im Umgang mit Wind und Erdbebenkräften und der entsprechend ausgelegten Statik, sodass eigentlich alle Gebäude in Wellington erdbebensicher sind.
Alltag und Freizeit // Die VUW hat zahlreiche studentische Gruppen, sowie ein umfangreiches Sport- und Ausflugsangebot, um sich außeruniversitär zu beschäftigen. Die Stadt bietet mit ihren zahlreichen Museen eine gute Möglichkeit viel über das Land, die Entwicklung und über die indigenen Maori zu lernen. Ein weiteres beliebtes kulturelles Ziel ist die neue Hafenpromenade mit zahlreichen Cafés, Museen und Aktivitätsmöglichkeiten. Aber auch im Bereich Corona hatte sich NZ hervorgehoben und zählt aktuell zu den wenigen Corona-Freien Ländern der Welt. Obwohl das Leben während des 6-wöchigen Lockdowns sehr eingeschränkt war, war dieser und die disziplinierte Haltung der Bevölkerung sehr erfolgreich, sodass das Leben vor Ort nahezu uneingeschränkt und wie gewohnt, weitergehen konnte. Das Land am Ende der Welt hat sowohl landschaftlich als auch kulturell sehr viel zu bieten und ich habe mich während meines Aufenthaltes immer sicher und wohlbehütet gefühlt. Insgesamt habe ich die NZ Bevölkerung als sehr gastfreundlich, offen und hilfsbereit wahrgenommen, sodass man schnell in Gespräche einsteigen und Kontakte knüpfen konnte. Obwohl ein Auslandssemester mit Herausforderungen und Umstellungen verbunden sein kann, bietet es einen unvergesslichen und unbezahlbaren Erfahrungs- und Erlebniswert. Man lernt die Welt und das Leben mit anderen Augen zu sehen und knüpft viele neue Kontakte. Zudem ist es durch die gut ausgebaute Infrastruktur und den Tourismussektor sehr einfach mit dem Auto durch NZ zu reisen, sodass ich nach einem Jahr wohl mehr von NZ gesehen habe, als von Deutschland nach 25 Jahren.