Erfahrungsberichte

Wir bieten unseren Studierenden die Möglichkeit, für ein oder mehrere Semester im Ausland an einer unserer Partnerhochschulen zu studieren. Dabei können sie ihr Wissen in Bezug auf Architektur erweitern, mit internationalen Studierenden zusammenarbeiten und natürlich einzigartige Geschichten erleben. 

Ein paar dieser Geschichten findet ihr in den Erfahrungsberichten auf dieser Seite. 

 

Ein Semester in Kaunas // Litauen

Technologijos Universitetas Kauno 2016 // Annika Siemens

Vorbereitung //  Zu Beginn des Masters wurde darauf hingewiesen, dass ein Auslandssemester ohne Probleme in den Studienplan integriert werden kann. Dadurch fing ich an, mich über die Möglichkeiten eines Auslandssemesters vermehrt zu informieren. Die vorhandenen Partnerhochschulen waren größtenteils in Osteuropa und in Städten, zu denen viele Leute Reisen unternehmen. Litauen mit Kaunas klang spannender. Es ist eine Stadt, bei der man erstmal nachschauen muss, wo sie überhaupt liegt. Man kennt niemanden, der mal dort war und man hat auch nicht sofort viele Klischees und Vorurteile im Kopf. Es ist ein neues Land und eine neue Stadt, die man kennen lernt. Ich musste nur eine Bewerbung über das Erasmus+ Programm einreichen. Für die Partneruniversität musste man sich danach nur noch online anmelden und dafür ein paar Dokumente hochladen. Ein Portfolio war nicht gefordert, jedoch ist ein Englischzertifikat auf dem Level B2  Voraussetzung. Wie im Studienplan vorgesehen bin ich während des dritten Semesters ins Ausland gegangen. Vorher hatte ich mich schon dafür entschieden, den Master in fünf und nicht vier Semestern abzuschließen. Dadurch ist ein Semester als Puffer entstanden, was sich momentan als gute Entscheidung herausstellte.

Studium an der Gasthochschule // Der Masterstudiengang in Kaunas ist anders strukturiert. Dort gibt es nur ein Projekt, das sich die Studierenden aussuchen und bearbeiten. Jedes Semester wird das Thema auf eine andere Weise bearbeitet. Im ersten Semester werden nur Recherchearbeiten gemacht und im Dritten wird der Entwurf selbst behandelt. Die Semester zuvor sind auch für Austauschstudenten aufzuholen, die erst im dritten Semester eingestiegen sind, was das Projekt umfangreicher macht, als es vorgesehen ist. Korrigiert und begleitet wird das Projekt von einem zugewiesenen Professor. In meinem Fall sprach die Professorin Deutsch, was die Korrekturen einfacher machte. Jedoch muss auf Englisch vor anderen Professoren präsentiert werden, welche auch die Bewertung vornehmen. Der Lerneffekt war eher gering, da einem die Probleme des Entwurfes meist ohne richtige Begründung genannt wurden. In meinen beiden anderen Kursen waren wir nur zu Zweit. Die Kurse fanden auch für litauische Studenten statt und wurden für uns extra an anderen Terminen auf Englisch gehalten. Die Prüfungen waren am Ende des Semesters zusammen mit den litauischen Studeirenden. In einem der Kurse haben wir uns mit kritischen Texten auseinandergesetzt und auch selbst welche geschrieben. In einem anderen Kurs haben wir Supermärkte mit Hilfe von verschiedenen Programmen analysiert. Allerdings wurden die Programme wenig erklärt. Gedruckt und geplottet wurde im Copy Shop. In einem A1 Litauisch Kurs lernt man die Grundlagen und bekommt einen guten Überblick. Dadurch konnte man sich im Alltag besser zurechtfinden. Unsere Lehrerin sprach ein gebrochenes Englisch, was den Unterricht manchmal erschwerte. Zudem gab es ein gut organisiertes Onlineportal für die Studierenden.

Anreise & Unterkunft // Mit dem Flugzeug ging es direkt in die Hauptstadt Litauens, Vilnius. Von dort aus habe ich einen Shuttle-Busgenommen, der noch einmal eine gute Stunde bis nach Kaunas benötigt. Dort wurde ich von meinem zugewiesenen Mentor in Empfang genommen, der mich mit dem Trolleybus zum Wohnheim begleitete. Die Universität hat mehrere Wohnheime in der Nähe des Campus, wo auch die Erasmus-Studierenden untergebracht werden. Das Wohnheim war renoviert und das Doppelzimmer in einem guten Zustand. Flure und Gemeinschaftsräume waren Videoüberwacht. Es gab in den Zimmern auch genügend Schränke mit viel Stauraum. Die Bäder werden immer von den Bewohnern eines Doppel- und eines Einzelzimmers geteilt. An Miete muss man knapp 90€ im Monat zahlen. Die Wohnheime liegen direkt an dem Campus, wodurch viele Fakultäten nah dran sind. Jedoch liegen auch ein paar Fakultäten in der Innenstadt. Mit den Trolleybussen brauchte man insgesamt eine halbe Stunde bis in die Stadt. Die Fahrt mit den Bussen war etwas schneller, die Haltestelle dafür jedoch ein wenig weiter entfernt. In Litauen bekommt man als Studierender 50% Ermäßigung auf Tickets für den öffentlichen Nahverkehr. Also lohnt es sich, am Anfang des Semesters eine ISIC Card (international student identity Card) für 10€ zu kaufen. Dadurch zahlt man für ein 3-Monats-Ticket knapp 15€. Auch in manchen Geschäften und Restaurants bekommt man mit der ISIC Card Rabatte.

Alltag & Freizeit //  Sehr schön und Empfehlenswert ist die Altstadt. Dort gibt es einiges zu entdecken. Die „Auferstehung Christi Kirche“ liegt auf einem Berg, von deren moderner Dachterrasse hat man einen sehr schönen Blick über die gesamte Stadt. Die Altstadt wird durch einen Fluss begrenzt. Dort gibt es einige schöne Ecken, an denen man sich mal ausruhen kann. 20 Minuten Fußweg von den Wohnheimen entfernt ist eine Uferstelle, wo wir zu Anfang, bei fast 30°C, jeden Tag verbracht haben. Es ist ideal zum Entspannen, Sonnen, Grillen und auch Schwimmen. Dort gibt es auch zwei Beachvolleyball Felder. In der Stadt ist ein großes Einkaufszentrum gelegen, in dem sich auch eine Eislauf-, Bowling- und Billardhalle befinden. Das Sportangebot der Universität war recht groß. In der Nähe der Wohnheime ist ein recht großer, fast waldähnlicher Park, in dem man auch sehr gut Joggen kann. Den größten Teil meiner freien Zeit habe ich mit Freunden verbracht. Meistens haben wir zusammen gekocht, Filme geschaut, etwas in der Stadt unternommen oder sind feiern gegangen. Durch das Mentorenprogramm habe ich direkt andere Mentoren und Austauschstudenten kennengelernt. Abends wurde dann zusammen gegessen und danach sind wir öfter mit dem letzten Bus in die Stadt gefahren. Es gibt dort einige Pubs und Clubs. Verglichen mit Deutschland sind die Preise niedrig, wodurch das Taxi nach Hause mit 3-5€ leicht finanzierbar war. Das ESN (European Student Network) hat einige Partys und Trips für internationale Studierende organisiert. Man lernte auf den Partys die gesamten Erasmus Studenten kennen und durch die Trips auch ein wenig das Land.