Vergleich der einzelnen Sanierungsobjekte

Im nächsten Schritt haben die Studierenden die Ergebnisse der einzelnen Projekte unter verschiedenen Aspekten miteinander verglichen.

Die zu vergleichenden Aspekte waren:

  • Welche Maßnahmen wurden bei den einzelnen Projekten durchgeführt?
  • Wann wurden die einzelnen Projekte saniert (zeitliche Einordnung)?
  • Wie lief der Prozess ab?
  • Welche Energiestandard lag vor der Sanierung vor, welcher danach?
  • Wie sind die einzelnen Bewohner_innen mit dem Thema Kosten umgegangen?
  • Welche Rückschlüsse lassen sich auf die Zufriedenheit der Nutzer_innen schließen?

Wann wurden die Sanierungen durchgeführt?

Die Grafik zeigt einen Zeitachse, die das Baujahr und die Umbau- bzw. Sanierungsjahre der verschiedenen Projekte darstellt. Die meisten der untersuchten Gebäude wurden zwischen 1950 und 1980 gebaut. Einige Gebäude wurden mehrfach saniert bzw. die Sanierungsmaßnahmen wurden in mehreren Teilschritten durchgeführt. Ein Grund dafür können auch die gestiegenen Anforderungen an Energieeffizienz, Komfort oder auch veränderte Nutzungsanforderungen sein.

Für künftige Planungen könnten diese Daten in der Praxis dafür genutzt werden:

  • Sanierungszyklen vorherzusagen
  • energetische Modernisierungsstrategien zu entwickeln, z.B. durch die Entwicklung gezielter Förderprogramm und Sanierungskonzpete für bestimmte Baualterklassen
  • Investitionen langfristig zu planen
  • den Zeitpunkt der Sanierung mit der Einführung einer neuen Technologie zu verknüpfen und die Gebäude so zukunftsfähig zu machen

 

Vergleich der durchgeführten Maßnahmen

Die abgebildete Tabelle zeigt eine die Auswertung der Maßnahmen der einzelnen Projekte im Bereich der Gebäudetechnik im Vergleich. Die Abbildung gibt einen Überblick darüber, welche energetischen oder baulichen Maßnahmen in den verschiedenen Projekten umgesetzt wurden oder bereits vorhanden waren.

Die am häufigsten durchgeführten Maßnahmen betreffen die energetische Ertüchtigung der Gebäudehülle, wie Dämmung sowie der Austausch von Fenstern und Türen.

Diese Vorgehensweise lässt sich durch mehrere Faktoren begründen:

  • Kosteneffizienz: Die Investitionen für diese Maßnahmen sind im Vergleich zu komplexen anlagentechnischen Lösungen oft überschaubarer.
  • Planbarkeit: Der Umfang und Zeitrahmen solcher Arbeiten lässt sich relativ genau kalkulieren, was die Projektplanung erleichtert.
  • Geringere Komplexität: Im Gegensatz zum Austausch der gesamten Anlagentechnik sind Eingriffe an der Gebäudehülle technisch weniger anspruchsvoll und erfordern in der Regel keine umfassenden Änderungen an der bestehenden Infrastruktur.
  • Unmittelbare Wirksamkeit: Verbesserungen an der Gebäudehülle führen direkt zu einer Reduzierung des Energieverbrauchs und einer Steigerung des Wohnkomforts.
  • Grundlage für weitere Optimierungen: Eine gut gedämmte Gebäudehülle bildet die Basis für die effiziente Nutzung moderner Heiz- und Kühlsysteme, die in einem späteren Schritt implementiert werden können.

Die Installation von Photovoltaikanlagen erweist sich als die zweithäufigste Modernisierungsmaßnahme in den untersuchten Projekten.

Zurückzuführen ist dies auf:

  • Attraktive Förderprogramme: Staatliche Zuschüsse und finanzielle Anreize spielen zweifellos eine bedeutende Rolle bei der Entscheidung für Photovoltaik. Die Verfügbarkeit von Fördermitteln senkt die Einstiegshürde für Hausbesitzer und Investoren erheblich.
  • Steigende Energiekosten: Der Wunsch nach Unabhängigkeit von steigenden Strompreisen motiviert viele zur Eigenstromerzeugung.
  • Umweltbewusstsein: Das wachsende ökologische Bewusstsein fördert die Bereitschaft, in erneuerbare Energien zu investieren.
  • Technologischer Fortschritt: Verbesserte Effizienz und sinkende Preise für Solarmodule machen die Technologie zunehmend attraktiver.

Vergleich der Sanierungsprozesse

Die Grafik stellt den zeitlichen Ablauf der Sanierung da. Zu erkennen ist, dass in den wenigsten Fällen die Sanierung bereits vor dem Einzug abgeschlossen war.

Die Maßnahmenverteilung zeigt, wie auch in der folgenden Grafik bestätigt, dass die häufgsten Sanierungsmaßnahmen an der Gebäudehülle durchgeführt werden. In der zeitlichen Abfolge lässt sich als Muster erkennen, dass zuerst die Gebäudehülle ertüchtigt wird und dann die technischen Installationen folgen. Gelegentliche Umbau- oder Anbaumaßnahmen sind in der Regel mti der Arbeiten an der Gebäudehülle verknüpft.

Verlgeich des Energiestandards vor und nach der Sanierung

Die Grafik zeigt den Energiestandard der einzelnen Projekte vor (blau) und nach (grün) der Sanierung in kWh/m².

In fast allen Fällen wurde das Ziel erreicht, dass der Energieverbrauch nach der Sanierung pro Quadratmeter niedriger ist als vorher. Projekt 1 hatte bereits vor der Sanierung einen so guten Standard, so dass die Werte vor und nach der Sanierung fast identisch sind. Auch bei den Projekten 18 und 20 sind die Einsparungen kaum merklich.

Die niedrigsten Werte erreichen das Projekt 2, Projekt 7 und Projekt 21 mit unter 30 kWh/m².

Bei Objekt 10 ist der Energieverbrauch nach der Sanierung höher als vorher, was ungewöhnlich ist. Dies erfordert ein detailliertes Hinschauen, um möglicherweise Messfehler oder besondere Umstände herauszuarbeiten. Nach Prüfung der Daten wurde festgestellt, dass der höhere Verbrauch nach der Sanierung in diesem Fall auf den Zuwachs von drei Kindern zurückzuführen ist.

 

 

Bei der Grafik wird deutlich auf einen Blick deutlich, welche Projekte kaum Einsparungen hatten und welche ihren Energieverbrauch durch die Sanierung besonders stark senken konnten.

Die größte Einsparung von 89 Prozent erreichte das Projekt mit der Nummer 11. Dies liegt daran, dass das Objekt eine völlig ungedämmte Baracke war und zu einem kfW 55 Standard sanierut wurde.

Finanzierung, Kosten und Förderungen

 

 

Fast 3/4 der Bauherren habe eine finanzielle Beratung in Anspruch genommen.

 

 

Die meisten der Sanierer informierten sich über ihren Energieberater über mögliche Förderungen oder nahmen das Thema mittels Internetrecherche selbst in die Hand.

 

 

Fast 90 Prozent der Bauherren nahmen Fördermittel oder Zuschüsse in Anspruch.

 

 

Die am häufigsten in Anspruch genommenen Förderungen waren Zuschüsse und/oder Kredite der KfW.

 

 

Das Verhältnis von Eigenkapital, Förderungen und Krediten in den einzelnen Projekten zeigt die rechts stehende Grafik.

Die Grafik zeigt den Vergleich der Kosten der Einzelmaßnahmen für die Sanierung.

Auffällig sind die insgesamt hohen Kosten von Projekt 11, dies liegt daran, dass der Ausgangszustand sehr schlecht war (Baracke) und eine Komplettsanierung auch des Gebäudes durchgeführt werden musste. Es war in diesem Fall keine rein energetische Sanierung.

Deutlich wird, dass in der Regel die Kosten für Wandsanierung, gemeint ist hier vor allen Dingen die Dämmung sowie der Austausch der Fenster und Türen, im Vergleich zu den Kosten für die Anlagentechnik (Heizung/Sanitär) gering ist (siehe Projekt 1).

Dies bestätigt die Vermutung, die bereits bei der Grafik zum Vergleich der durchgeführten Sanierungsmaßnahmen aufgestellt wurde, dass der Austausch der Anlagentechnik sehr viel kostenintensiver und komplexer ist, als die Sanierung der Gebäudehülle.

Energiekostenvergleich vor und nach der Sanierung

 

 

Nur bei ca. 2/3 der Nutzern gab es eine spürbare Senkung der monatlichen Energiekosten nach der Sanierung.

Die detaillierte Grafik verdeutlicht, dass es auch Projekte gab, bei denen die Energiekosten nach der Sanierung gestiegen sind.

Dies ist bei Projekt 10 auf den Familienzuwachs zurückzuführen. Die zuvor zweiköpfige Familie, war nach Abschluss der Sanierungsarbeiten auf eine fünfköpfige Familie angewachsen.

Bei Projekt 14 wurde als Angabe für die höheren Kosten der Zeitraum der Evaluation angegeben, durch den Ukrainekrieg, waren hier die Gaskosten explosionsartig angestiegen.

Und Projekt 21, stellte von Gasversorgung auf Wärmpumpe um, so dass die STromkosten nach der Sanierung wesentlich höher waren. Zusätzlich ist die Familien um zwei Personen angewachsen, so dass nicht nur der Energie-, sondern auch der Wasserverbrauch angestiegen ist.

Nutzerzufriedenheit

Bei der Feststellung nach der Nutzerzufriedenheit wurden verschiedene Aspekte abgefragt.

Auf einer Skala von 0 bis 10 (wobei 0 äußerst unbefriedigend und 10 hervorragend war) wurden die Bewohner gebeten ihre Zufriedenheit in den Bereichen

  • Verhalten und Gewohnheiten - Veränderungen täglicher Routinen, Heizverhalten,
  • insbesondere Lüftungsverhalten - musste es geändert werden, ist es einfacher oder komplizierter geworden
  • Wahrnehmung des Wohnkomforts - Veränderung im allgemeinen, Veränderung in Bezug auf Geräuschentwicklung, Belichtung, Raum- und Luftqualität, Empfindung der Raumtemperatur
  • Zufriedenheit mit der Sanierung insgesamt
    einzuordnen.

Deutlich wird, dass die Bewohner_innen grundsätzlich eine hohe Zufriedenheit nach der Sanierung ihrer Gebäude empfinden. Die Mittelwerte der Nutzerzufriedenheit liegen zwischen 7 und 10.

Die Projekte 8 und 11 klagen über das Lüftungsverhalten, das stark angepasst werden muss. Bei Projekt 11 kommt eine starke Geräuschentwicklung durch die Lüftunganlage sowohl drinne als auch draußen hinzu.

Betrachtet man die Durchschnittwerte der einzeln abgefragten Attribute, wird deutlich, dass insbesondere die Verbesserung des Wohnkomforts, der Raumtemperatur, des Tageslichteinfalls sowie die Raum- und Luftqualität zu der hohen Zufriedenheit beitragen. Lediglich die Geräuschentwicklung und das Lüftungsverhalten schneiden etwas schlechter ab.

Dies kann dadurch begründet werden, dass die eingebauten Wärmepumpen häufig Luftwärmepumpen sind, die im Außenbereich aufgestellt werden und dadurch hörbarer sind als die bisherigen verwendeten Heizsysteme.

Das Lüftungsverhalten muss nach einer energetischen Sanierung in der Regel angepasst werden, was zu Beginn für die Nutzer häufig lästig ist. Die Gebäudehülle ist deutlich luftdichter, der natürliche Luftaustausch durch die bisher vorhandenen Ritzen und Fugen wurde stark reduziert, so dass das regelmäßige, aktive Stoßlüften notwendig ist, um Schimmelbildung zu vermeiden.

Korrelation zwischen Zufriedenehit und Wohnfläche pro Person

Insgesamt liegt die Zufriedenheit der befragten Nutzer zwischen 75% und 100%. Die Wohnfläche pro Person variiert in den untersuchten Objekte stark zwischen 20 und 100 Quadratmeter pro Bewohner_in.

Anfänglich kam die Frage auf, ob die Größe der Wohneinheit also die zur Verfügung stehende Quadratmeteranzahl pro Person zur Zufriedenheit beiträgt. Doch die Auswertung zeigt, dass eine größere Wohnfläche nicht automatisch zu einer höheren Zufriedenheit führt und auch umgekehrt ist bei geringer Wohnfläche pro Person nicht zugleich eine Unzufriedenheit festzustellen. Andere Faktoren wie Wohnqualität, Energieeinsparung und Sanierungskosten spielen hier wahrscheinlich auch eine wichtige Rolle.

Korrelation von Zufriedenheit und Energieverbrauch

Die Grafik zeigt, dass eine erfolgreiche Sanierung nicht allein am Energieverbrauch gemessen werden kann. Die Zufriedenheit der Bewohner hängt offenbar von vielen Faktoren ab, die über die reine Energieeffizienz hinausgehen. Dies unterstreicht die Komplexität von Sanierungsprojekten und die Notwendigkeit, verschiedene Aspekte zu berücksichtigen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.

Trotz geringen Energieverbrauchs fällt die Gesamtzufriedenheit bei Projekt 11 am niedrigsten aus und liegt nur bei knapp 75%. Wir wüssen aufgrund der Befragung, dass es hier zum einen Probleme bei der Lüftungsanlage gibt (Geräuschentwicklung), aber auch die Kosten extrem hoch waren.

Komfort und Kosteneinsparung sind zwei wichtige Faktoren, die zur Nutzerzufriedenheit beitragen.

Das Thema Lüftung beschäftigt alle Sanierer sowohl vor als auch nach ihrer Sanierung. Häufig treten Probleme zum Teil auch mit Schimmel aufgrund falschen Lüftungsverhaltens auf.